UND FÜR MEIN MÄDCHEN - Mey Reinhard

Und far mein Madchen ward' ich,

verlangte sie's von mir,

honorig, ernst und wardig,

von haflicher Manier.

Ich warde far ihre Liebe

Gendarm oder Soldat

und warde im Getriebe des Staats

ein kleines Rad

und ein Kapazitatchen

ich ward' es far mein Madchen.



Und far sie ward' ich bieder,

bittet sie mich darum,

verbrenn' ich meine Lieder

und bleib' von da an stumm.

Ich ward' mein Leben andern,

ward' ein Bigot aus mir -

ich ging in wallenden Gewandern

und las' aus dem Brevier

weise Moralitatchen -

ich tat' es far mein Madchen.



Und far mein Madchen, denk' ich,

legt' ich den Hochmut ab,

und meine Stolz verschenkt' ich.

Vom hohen Roa herab

liea ich mich von ihr fahren,

war' froh mit meinem Los

und hing an ihren Schnaren ergeben, willenlos

als ein Marionettchen -

ich tat' es far mein Madchen.



Und far mein Madchen, glaub' ich,

steckt' ich die Welt in Brand,

meine Freunde verkauft' ich,

verriet mein Vaterland,

ich vertrau' ihr mein Leben,

ihr Urteil har' ich nur.

Ward' ihr die Schere geben,

und hing mein Leben nur,

an einem seid'nen Fadchen -

ich gab' es far mein Madchen.